Inseltraum

*english version coming soon*

 

Mit Mühe und Not konnte ich meinem Allgemeinwissen abringen, dass Neufundland zu Kanada gehört und große schwarze Hunde den selben Namen tragen. Das war es dann aber auch schon.

 

Auf unserer Reise haben wir mehrfach zu hören bekommen, dass Neufundländer, auch Nufies genannt, zu den freundlichsten Menschen der Welt gehören sollen. Und das möchte in Kanada schon was heißen!

 

Nach der Jobabsage im Yukon stand für uns fest, dass wir versuchen wollen in Neufundland Arbeit für den Winter zu finden. Die Nächte tummelten sich immer mehr um den Gefrierpunkt und das atlantische Wetter war nicht mehr sonderlich einladend, um draußen zu kochen und am Feuer zu sitzen.

Unsere erste Job relevante Anlaufstelle, nach einer windigen Fährfahrt, sollte das Arbeitsamt von Corner Brook werden, um kostenlos Bewerbungen zu drucken.

Um einen brauchbaren Eindruck bei den Beamten zu machen, wollten wir uns aber vor dem Termin eine günstige Bleibe suchen um mal ordentlich zu Duschen und ausgeschlafen die Jobsuche zu starten.

 

Das führte uns wiederum ins Brookfield BnB welches laut Internetangaben die für uns erschwinglichste Option bot. Leider stellte sich heraus, dass es für 2 Personen nicht ganz so günstig war wie wir erst annahmen und so entschieden wir weiter zu suchen. Allerdings war der Besitzer sichtlich neugierig und wollte uns nicht einfach so von dannen ziehen lassen. Nach ein wenig Smalltalk und einem Tee bot er uns letztendlich an, bei ihm duschen zu können. Nach einem weiteren Tee öffnete er sogar seine Kühltruhe und überhäufte uns mit frisch geschossenem Wildfleisch, um uns damit eine gute Reise zu wünschen. Die Herzlichkeit der Neufundländer ist schier unglaublich!!!

 

Schon diese erste Begegnung spiegelt alles wider, was wir in den folgenden Wochen noch erleben sollten.

 

Sauber und ausgestattet mit druckfrischen Bewerbungen steuerten wir das nahe gelegene Skiresort an, um erstmal unsere Chancen auszuloten. Und wieder konnten wir die Nettigkeit der Nuvis nicht fassen. Nach Abgabe unserer ersten Bewerbung bekamen wir sogleich einen Termin mit Joe, dem Besitzer des Marble Inn Resorts. Aber anstatt eines steifen Vorstellungsgespräches lud man uns zu Kaffee ein und tauschte lustige Reiseepisoden aus. Nach etwa 30 Minuten hatten wir einen neuen Job. Das überraschte uns so sehr das wir erstmal um Bedenkzeit baten.

 

Nicht dass wir super wählerisch wären, aber wir waren gerade erst angekommen und es gab auf der Insel noch mehr zu sehen als nur Corner Brook, daher riefen wir Joe an und erzählten ihm ganz ehrlich, dass wir uns gern noch weitere Optionen anschauen wollten. Das schien ihn wenig zu schocken und mit der Aussage, dass wir den Job sicher hätten, wenn wir ihn denn wollten, wünschte er uns eine gute Weiterfahrt.

 

Ich nehme jetzt mal vorweg, dass wir recht schnell das Gefühl hatten wieder nach Corner Brook zurück zu kommen...

 

 

 

Trotz des tollen ersten Eindruckes der Westküste wollten wir uns gern noch weiter umschauen und natürlich die letzten schönen Tage vor dem Wintereinbruch genießen. Wieder einmal von tollen Bildern und dem östlichsten Punkt Kanadas inspiriert, tuckerten wir gut gelaunt Richtung Osten.

 

St. Johns ist nicht nur die größte und wichtigst Hafenstadt von Neufundland, sondern gilt auch als Geheimtip für Künstler, Musiker und dergleichen. Uns hat das Flair an Berlin Friedrichhain erinnert mit all seinen Kneipen und Cafes. Geschichtlich hat es St. Johns auch in sich da sich Jahrhundertelang die Franzosen, die Briten und die Deutschen darum prügelten. Was mich aber gefesselt hat, war die maritime Architektur und wie die Häuschen und Gassen in die Steilküste „massiert“ wurden.

 

Cape Spear ist nur einen Steinwurf von St. Johns entfernt und hat sogar ein offizielles Schild als östlichster Punkt des Landes. Es ist aber viel mehr als nur das... Ein Traumfleckchen in schroffer Natur, das die Gedanken verrückt spielen lässt. Vor 1000 Jahren ist hier Leif Eriksson zum ersten mal in Nordamerika gelandet, Kapitän James Cook kam hier ebenfalls an noch bevor er Australien entdeckte und wenn man ein guter Schwimmer ist, kommt man von hier aus direkt nach Portugal;-)

 

Leider ist die Ostküste touristisch ein bisschen zu überlaufen um „wild“ zu Campen, zudem haben wir uns auch dagegen entschieden hier zu arbeiten. Also drehen wir wieder Richtung Westen ab und folgen der Nordküste in der Hoffnung noch einen Puffin zu sehen.

 

Puffins sind extrem putzige Polarvögel, die es meines Wissens nach nur in Arktischen Regionen gibt. In den Sommermonaten kann man sie wohl in Neufundland beobachten. Dummerweise ist der Sommer schon eine Weile her, somit haben wir kein Glück auch wenn wir unseren Yeti über unterspülte Piste und an die abgelegensten Ecken der Insel scheuchen.

 

Rechtzeitig zum ersten Schnee erreichen wir auf unausgetretenen Wegen die bergige Westküste Neufundlands und nach einem Telefonat mit Joe vom Marble Inn starten wir in ein paar Tagen unsere neuen Winterjobs.

 

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