Bullenstaat

Wenn man Reiseberichte von verschiedenen Autoren über Russland ließt, dann stellt man schnell fest, dass die Wenigsten auch nur ein gutes Haar an diesem Land lassen. Korruption und unfreundliche Menschen sagt man Russland nach. Weder das eine noch das andere ist uns auf unserer Reise bislang begegnet.

Die Menschen mit denen wir Kontakt hatten, waren alle samt sehr freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Selbst die Polizisten die uns ganze 2 mal in 6000 Km stoppten waren nett und interessierten sich mehr für unsere Reise als für unsere Papiere oder unseren Geldbeutel.

 

Allerdings versuchen wir uns so gesetzeskonform wie möglich zu verhalten, was bisweilen schwierig ist, denn kein Russe hält sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Überholverbote und so sind wir neben Eselskarren oftmals die langsamsten Verkehrsteilnehmer.

 

Um so mehr wir uns Moskau nähern, um so ruppiger wird der Fahrstil der Russen. Auch am Baustil der Städte merken wir, dass es langsam europäischer wird.

Das bedeutet für uns, dass wir uns langsam aber sicher dem Ende unserer Reise nähern. Noch in Sibirien fühlte sich die EU-Grenze weit weg an. Nun sind es nur noch knapp 1000 Km.

Auch die Gespräche am Lagerfeuer verändern sich. Es geht öfter um das „Nach-Hause-Kommen“ und um Jobsuche als um Reisen in ferne Länder, denn keiner von uns wird sich so schnell wieder eine Reise leisten können.

 

Mit Erreichen des Goldenen Rings haben wir uns allerdings einen guten Puffer erfahren und so schalten wir einen Gang zurück und nehmen uns wieder einmal ein bisschen Zeit für Kultur.

 

Suzdal aber explizit Moskau sind ein riesiger Kontrast zu den Wäldern Sibiriens oder den Sümpfen des Urals. Dennoch schön anzusehen und eine Abwechslung.

 

Nach 10 Jahren in Berlin fühle ich mich schnell wohl im Großstadtgewühl und genieße den Großstadtrummel. Leider findet auf dem Roten Platz eine Militärmusikparade statt, so das wir unser

obligatorisches Auto-Hauptstadtfoto mit ein wenig Abstand schießen müssen.

 

Nachtrag:

 

Just nach Fertigstellung dieses Artikels wurden wir nach dem Überfahren einer durchgezogenen Linie von der Polizei angehalten. Die Beamten teilen uns freundlich aber bestimmt mit, dass das Vergehen 5000 Rubel (172 AUS$) pro Auto kosten soll, aber erst am Montag bearbeitet werden kann. Es war Samstag und wir würden 2 Tage verlieren wenn wir so lange Mitten im Nichts warten müssten und so fragte Martin, ob es eine andere Lösung gäbe. 10 Minuten später und ausgehandelten 1000 Rubel ärmer hatten wir unsere Papiere zurück und rollten von dannen. Der Fairness halber muss ich anmerken, dass wir den Polizisten gefragt haben, ob es andere Zahlungswege gibt, es war nicht so, dass er uns nach Schmiergeld gefragt hat! Von meinem Kumpel Leonid erfuhren wir später dass, das überfahren von durchgezogenen Linien ein schweres Kapitalverbrechen sei und Russen auch gern mal mit 10000 Rubel zur Kasse gebeten werden.

 

 

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